Wer wir sind und was wir wollen

Die Schweizer Medienlandschaft schrumpft seit Jahrzehnten. Gab es in der Mitte des 20. Jahrhunderts noch unzählige unabhängige Tageszeitungen, exi­stieren heute noch fünf grosse Medienhäuser, die die Inhalte unserer Zeitungen bestimmen, und nur selten sind deutlich unterschiedliche Positionen feststellbar. Eine unabhängige und umfassende Meinungsbildung – für die direkte Demokratie unerlässlich – ist so nicht mehr gegeben. Man serviert uns einen medialen Einheitsbrei, auch wenn die Pressefreiheit zu unseren unbestreitbaren Grundrechten gehört. Es fehlt die ­nötige Meinungsvielfalt.

Weiterlesen >

Hauptartikel der aktuellen Ausgabe

Nr. 8 vom 24. Mai 2023

von Robert Hofmann

«Wer eine andere Meinung hat, wird in eine Ecke gestellt»

Die Demokratie braucht einen freien und konstruktiven Dialog

Interview mit Nationalrätin Yvette Estermann

Zeitgeschehen im Fokus Frau Estermann, Sie sind jetzt seit fast 16 Jahren Mitglied des Nationalrats. Können Sie eine Veränderung der Gesprächskultur feststellen?

Nationalrätin Yvette Estermann Die Gesprächskultur hat sich gewandelt, auch durch die neuen Leute, die in den Nationalrat gewählt wurden. Früher hat man seinem Ärger Luft gemacht und auch 'mal deutliche Worte gesprochen, aber es blieb in der Regel auf der sachlichen Ebene und war viel weniger angriffig als heute. Heute, wenn jemand anderer Meinung ist, wird er oft als blöd hingestellt. Es ist bedauerlich, denn damit geht etwas verloren, was für den konstruktiven Dialog unentbehrlich ist. Man hat früher andere Meinungen akzeptiert sowie das andere politische Lager wahrgenommen. Das hat vielleicht eine andere Sicht auf das Problem und schlägt einen anderen Weg vor, wie man etwas lösen könnte. Heute wird das nicht mehr so gesehen. Das andere Lager ist der Feind. Es ist alles schlecht und unbrauchbar, was von dort kommt. Das sieht man sehr oft bei den einzelnen Fraktionen im Nationalrat, die den gleichen Vorstoss einreichen. 

Artikel lesen >

Weitere Artikel